Hoffnung für das schlingernde Schiff

"Die Zivilisation ist ein Schiff, das ohne Pläne gebaut wurde und führerlos dahinschlingert. Es fehlt ihr an spiritueller Verbundenheit, mit deren Hilfe sie bewusst einen Kurs hätte wählen können, der eben nicht in die Katastrophe mündet. Stattdessen lässt man sich von den Strömungen zufälliger Entdeckungen treiben und vertraut blindlings den Angeboten, die kurzfristig größtmöglichen Profit versprechen.

Wir haben uns auf ein Spiel mit der Natur eingelassen und dabei eine Partie nach der anderen gewonnen. Aber wir lassen uns derart in die Konsequenzen unserer Siege verwickeln, dass statt einer vernünftigen Strategie nur vordergründige Taktik betrieben wird." Diese Worte stammen von dem Science-Fiction-Autor und Philosophen Stanislaw Lem, dessen Todestag sich vor einigen Tagen zum 11. Mal jährte. Ich habe ihn immer als einen klugen Denker und Visionär bewundert. Seine Worte sind bemerkenswert aktuell. Fast täglich berichten die Medien von Terroranschlägen. Immer wieder versuchen Menschen, ihre Fremdenfeindlichkeit und ihren Wunsch nach Ausgrenzung anders Denkender damit zu begründen. Parallel erreichen uns Menschen aus Krisengebieten der Welt, die bei uns und in anderen Ländern Zuflucht suchen. Auch ihnen begegnet man zum Teil mit großer Skepsis oder gar mit Hass. Dabei stellt sich doch die Frage, warum nur wir hier in den reichen Teilen Europas in den Genuss eines freien und selbstbestimmten Lebens kommen sollen? Ist es etwa unser Verdienst, in diesem Land geboren zu sein, oder nicht vielmehr ein purer Zufall, reines Glück? Sollte aber dieses Glück nicht jedem Menschen auf dieser Welt zustehen? Angesichts dessen sollten sich die Staatsoberhäupter dieser Welt doch eigentlich zusammensetzen und überlegen, welche Maßnahmen man ergreifen könnte, um die Lebensbedingungen der Menschen global zu verbessern oder anzugleichen, und welche Zeichen man setzen könnte, um den Menschen in den Krisengebieten vor Ort zu zeigen, dass sie gehört und bedacht werden. Stattdessen scheint es unter den Regierungen eine Renaissance der Rücksichtslosigkeit und des Egoismus zu geben, wenn zum Beispiel ein Land für sich beansprucht, ab jetzt das Erste zu sein, oder andere Oberhäupter den Fortbestand der Demokratie in Frage stellen, weil sie für sich selbst beanspruchen, der Einzige zu sein. Und nicht zuletzt stehen dem vielleicht auch wirtschaftliche Interessen im Wege, weil sich eben Umsatz und Gewinn nur dann wie gewünscht steigern lassen, wenn andere mit ihrem Leben dafür bezahlen. Und wir selbst? Sind Sie und ich nicht auch damit beschäftigt, unseren Wohlstand zu wahren oder gar zu mehren. Und geht es uns nicht oft darum, unser Leben noch angenehmer, gleichberechtigter oder vielfältiger zu machen? Mit gutem Recht, denn so geht Fortschritt. Aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass viele andere Menschen auf diesem Planeten von einem Leben wie dem unseren nur träumen können, und dass wir uns mit gleicher Kraft nicht nur für das unsere, sondern auch für das ihre einsetzen müssen. Ich hoffe, dass Glaube etwas sein kann, das die dafür notwendige spirituelle Verbundenheit zwischen den Menschen herstellt, und auf diese Weise hilft, den gesellschaftlichen Paradigmenwechsel zu vollziehen, der für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen auf der Erde notwendig ist.

 

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