Trinitatis 2021
Sehr geehrte Damen und Herren Landessynodale,
danke, dass Sie die Impulse aufgenommen haben, die aus der 27. Landessynode und der Kirchenleitung nach dem Rücktritt von Dr. Carsten Rentzing vom Bischofsamt ausgingen. Mit dem Bericht der Spurgruppe und der folgenden Diskussion hat die wichtige und notwendige Weiterarbeit für unsere Kirche, in unserer Zeit, in unserem Land begonnen.
Wir bitten Sie: Machen Sie aus der Legislatur der 28. Landessynode eine Zeit, in der Gottes Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit in unserer Kirche Gestalt gewinnt – in Begegnung und Auseinandersetzung mit dem biblischen Wort, das uns gemeinsam trägt, ermahnt und leitet.
Es gab und gibt gute Gründe, dass die Abgrenzung zwischen Rechtsextremismus und wertkonservativem Christentum zum Thema der Arbeitsgruppe wurde:
Die Arbeitsgruppe hat den Extremismusbegriff auch über den Rechtsextremismus hinaus in den Blick genommen. Eine Verbindung oder inhaltliche Nähe zu linksextremen oder anderen verfassungsfeindlichen Gruppierungen innerhalb unserer Landeskirche gibt es unseres Wissens derzeit nicht. Insofern ist eine Konzentration auf die von der Spurgruppe verfolgte Thematik sinnvoll und notwendig. Eine Übertragung in andere Extremismusbereiche macht Sinn, wenn sich politische oder kirchliche Realitäten entsprechend verändern. Hier zählt nicht der subjektive Eindruck, sondern die nüchterne Analyse.
Wir erwarten Impulse auf drei Ebenen: 1. Innerhalb der Synode; 2. Innerhalb der Landeskirche; 3. In unsere Gesellschaft hinein.
1. Innerhalb der Synode …
… bitten wir Sie: Sorgen Sie dafür, dass die Frage: „Wo stehen wir als stark konservativ geprägte Landeskirche im Verhältnis zu erstarkenden rechtsextremen Positionen?“ nach innen und außen besprochen und geklärt wird. Weil die Auseinandersetzung über diese Frage Kraft kostet und manche Vorwürfe schmerzhaft sind oder beschämen, bitten wir Sie: Schaffen Sie Schutz- und Lernräume, jenseits der Öffentlichkeit für dieses Gespräch. Und: Sorgen Sie dafür, dass diese Auseinandersetzung nicht im Hinterzimmer bleibt, sondern in der Öffentlichkeit sichtbar wird. Stellen Sie sich als Synode und als Synodale dem Gespräch – auch wenn es ein Konfliktgespräch ist.
2. Innerhalb der Landeskirche…
… bitten wir Sie: Sorgen Sie dafür, dass solche Schutz- und Lernräume entstehen: Setzen Sie einen Schwerpunkt auf diese Arbeit, z.B. mit einer landeskirchlichen Initiative: „Wir sind Kirche in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes – miteinander leben, streiten, feiern.“
Gestalten Sie innerhalb der Landeskirche eine Legislatur der Begegnung in der Kraft des Heiligen Geistes – eine Legislatur, die Respekt und Verstehen fördert. Wer nicht gesehen und gehört wird, entfernt sich aus der Kirche und/oder droht möglicherweise in Radikalisierung und Extremismus abzurutschen.
3. Innerhalb der Gesellschaft…
… lassen Sie unsere Kirche in der Auseinandersetzung sichtbar werden:
Mit großem Respekt für Ihre Arbeit und in der Fürbitte für Gottes Segen in Ihrem gemeinsamen Arbeiten und Ringen
Anna-Maria Busch, Christiane Dohrn, Alexandra Hanke, Andreas Kastl, Dr. theol. Barbara Zeitler für den Initiativkreis des Forums für Gemeinschaft und Theologie