Als sei die Art, wie wir lieben, für andere bedeutungsvoller als für uns selbst

Vor wenigen Tagen hat die Journalistin und Philosophin Carolin Emcke den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen. In ihrer Rede plädierte sie dafür, jeden einzelnen Menschen in seiner Einzigartigkeit zu respektieren und zu schützen, auch wenn er  in bestimmten Punkten von dem abweicht, was die meisten Menschen als "normal" empfinden. Carolin Emcke ist selber homosexuell. Sie schreibt:

Homosexualität "ist nichts, das man sich aussucht, aber es ist, hätte ich die Wahl,...

... das, was ich mir wieder aussuchte zu sein. Nicht, weil es besser wäre, sondern schlicht, weil es mich glücklich gemacht hat. Als ich mich das erste Mal in eine Frau verliebte, ahnte ich - ehrlich gesagt - nicht, dass damit eine Zugehörigkeit verbunden wäre. Ich glaubte noch, wie und wen ich liebe, sei eine individuelle Frage, eine, die vor allem mein Leben auszeichnete und für andere, Fremde oder gar den Staat, nicht von Belang.

Jemanden zu lieben und zu begehren, das schien mir vornehmlich eine Handlung oder Praxis zu sein, keine Identität. Es ist eine ausgesprochen merkwürdige Erfahrung, dass etwas so Persönliches für andere so wichtig sein soll, dass sie für sich beanspruchen, in unsere Leben einzugreifen und uns Rechte oder Würde absprechen wollen. Als sei die Art, wie wir lieben, für andere bedeutungsvoller als für uns selbst, als gehörten unsere Liebe und unsere Körper nicht uns, sondern denen, die sie ablehnen oder pathologisieren. Das birgt eine gewisse Ironie: Als definierte unsere Sexualität weniger unsere Zugehörigkeit als ihre."

 

Zur Website von Carolin Emcke geht es hier

Zu unserem Blogarchiv muss man hier entlang


Kommentar schreiben

Kommentare: 0