Ein Ende den Grabenkämpfen

 

Spaltung! Tiefe Gräben! Sich hinter Vorwürfen verschanzen! Für den rechten Glauben kämpfen! In mancher verbalen Äußerung, die uns in den letzten Wochen erreicht hat, sieht man ein regelrechtes Schlachtfeld vor sich. Ja, die Kirche (und nicht nur die Kirche) durchzieht ein großer Graben. Aber warum soll das ein Schützengraben sein? Es gibt auch andere Gräben, die deutlich machen, dass Abgründe zwischen uns liegen.

 

Mit freundlicher Genehmigung von Werner Tiki Küstenmacher
Mit freundlicher Genehmigung von Werner Tiki Küstenmacher

Ich liebe Canyons – die sind auch gefährlich, aber geologisch unheimlich spannend. Eigentlich ertrage ich es kaum in die abgründige Tiefe zu blicken, weil ich nicht schwindelfrei bin. Trotzdem faszinieren mich diese Gräben. Tief eingeschnitten geben sie den Blick frei auf die Geschichte der Erde. Der Zahn der Zeit hat ganze Arbeit geleistet. Unter fachkundiger Führung lässt sich viel Interessantes entschlüsseln. Schichten bauen aufeinander auf. Eine trägt die andere und überlagert, was darunter liegt. Manches tritt an die Oberfläche, was sonst verborgen bleibt.

 

Am Graben in unserer Kirche, den die schnell dahinfließende Zeit zwischen uns aufgetan hat, ließe sich viel über das werden (und vergehen) der Kirche entdecken. Darüber in fachkundigen Expeditionen zu reden, fände ich spannend.

 

Für den Massentourismus aber müssen Gräben gut gesichert und Abgründe markiert sein, damit niemand auf der Strecke bleibt. Auch dafür tragen wir Verantwortung.

 

Und letztlich mündet jede noch so wilde Schlucht irgendwann in offenem Land, wenn man nur lange genug sorgfältig und vorsichtig am Graben entlang geht. Wollen wir miteinander gehen – jeder auf seiner Seite des Grabens?  Dann bleibt als Aufgabe, dass wir uns einigen müssen, ob wir mit dem Strom der Zeit, also flussabwärts, oder gegen den Strom, also flussaufwärts, gehen wollen.

 

Christoph Maier

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Kommentare: 3
  • #1

    René I. (Dienstag, 21 Juni 2016 10:08)

    Es ist sehr erfreulich von diesem Forum zu hören. Mit der Gründung der SBI (Sächsische Bekenntnisinitiative) wurden harte Fakten geschaffen. Die offene Feindseligkeit gegenüber homosexuellen Christen findet vor allem in erzgebirgischen und vogtländischen Kirchgemeinden nahrhaften Boden.
    Für solche Christen bleibt da leider nur wenig Raum kollektive Glaubenserfahrungen zu sammeln. Vielmehr sehen sich viele in Predigten, in Gesprächen etc. Anfeindungen und Ausgrenzungen ausgesetzt. Ich sehe daher auch unbedingt die Notwendigkeit mit vielen dieser Gemeinden in Kontakt zu treten, die verantwortlichen Kirchenvorstände in Beratungs - und Gemeindeabenden durch Vorträge etc. von diesem Irrweg, wie ich meine ABZUBRINGEN. Es sollte regionale Ansprechpartner geben. Es ist einfach nicht möglich beide Standpunkte nebeneinander stehen zu lassen. Diese sind in einer Kirche, die sich an die Frohe Botschaft orientiert unvereinbar. Ich lehne diese menschenverachtende Haltung der SBI entschlossen ab. Was mich jedoch wundert - in vielen Gemeinden sind die Gottesdienste gut besucht. Die Menschen scheinen einfache Antworten zu lieben, schnelle Lösungen zu brauchen. Manipulative Predigten, in denen Andersdenkende ausschlossen werden, geschlossene Gedankensysteme konstruieren und so sektiererischen Charakter entwickeln und dies alles UNTER DEM DACH EINER AMTSKIRCHE MIT BIS HEUTE PRIVILIGIERTEN VON UNSEREM STAAT EINGERÄUMTEN RECHTEN DÜRFEN DIESE GEMEINDELEITER UND SELBSTERNANNTE EVANGELISTEN MENSCHENRECHTE IN FRAGE STELLEN UND EINE BOTSCHAFT DER ANGST UND DES HASSES ALS FROHE BOTSCHAFT VERKAUFEN.
    Geschickt wird mit psychologischen Mitteln (selbsterfüllende Prophezeiungen,künstlichen Analogien,vermeintliche Wissenschaftlichkeit, aufgeblasene Argumentationen etc.) das Bauchgefühl der Menschen durch Instrumentalisierung der Schrift in Predigten und Ansprachen bestätigt. So wird ein Irrgang aus Regeln, Gebote, Verboten, Denkfallen, Fehltritten, Handlungsanweisungen für die Gläubigen entwickelt und so Angst potenziert, um letztlich so das Verhalten durch Gemeinde-und Gruppendynamischen Prozesse als geschlossenes Denksystem zu etablieren. Glaube wird dualistisch verkauft als schmaler Grad in einer teuflischen Welt, als ein Einpersonenpfad links und rechts besetzt mit gefährlichen Sprengfallen des Gendermainstreamings, der Beliebigkeit, der Verführungen, anderer Religionen etc. Als ob dies nicht schon reiche, die Evangelikalen setzen noch eins drauf, sie hetzen innerhalb der Glaubensgemeinschaften Mitglieder untereinander auf, so sprechen sie von Verführern innerhalb der Gemeinde, von Irrlehrern etc.. Dies nenne ich Manipulation von der übelsten Sorte. Ich erinnere mich an eine Unterschriftensammelaktion der Landeskirchlichen Gemeinschaft, in einem Großelternkreis, da ging es um diese Markersbacher Erklärung. Da wurden alte Menschen gleich noch missbraucht Sachverhalte zu unterschreiben, die sie aus Ihrer Historie heraus ja völlig anders einschätzen (Stichwort §175). Unreflektierte, vorbestimmte Antworten werden in vielen Gemeindeveranstaltungen ständig neu wiederholt von verschiedenen eingeladenen Gästen, die vorher auf Tauglichkeit geprüft wurden. Somit entwickelt sich ein riesiger Graben. Es wird jeder Flecken Erde nach Sünde abgesucht, um so die Erlösungsbedürftigkeit der armen Gläubigen zwanghaft zu betonen. Der Christ, welcher sein Hirn nicht an der Kirchentür auf die Treppe legt, damit die Superfrommen es nach dem Gottesdienst zermatschen, hat die Wahl Austritt, Diffamierung ertragen oder die wenig hoffnungsreiche Kommunikation aufnehmen gegen ein flächendeckendes, verseuchtes System aus vielen vermeintlich frommen, fremdgesteuerten Gläubigen, die mittlerweile ja die sächsische Landeskirche als Fundament stützen. Ich halte dieses Fundament langfristig für nicht tragfähig und einer Amtskirche unwürdig.

  • #2

    Christoph Maier (Dienstag, 21 Juni 2016 13:49)

    Lieber René I.,
    vielen Dank für die deutliche Markierung des Grabens und der Abgründe aus Ihrer Perspektive!

  • #3

    Frank Martin (Dienstag, 21 Juni 2016 15:33)

    Sehr geehrter Herr René I.,
    ich empfinde es als schmerzlich, was Sie da beschreiben. So neu ist das nicht. Auch Jesus wurde von den "Frommen" seiner Zeit ausgeliefert, weil er die Schrift als ein lebendiges Gegenüber betrachtete und sie nicht als Steintafeln benutzte, die man anderen auf den Kopf schmeißt. Und zu allen Zeiten wissen sich die "Frommen" im Recht.
    Ich kenne auch Menschen, die unter dem leiden, was aus Ihrem Text spricht.
    Unser Anliegen als Forum ist es, die frei- und frohmachende Kraft des Evangeliums, die ich als lebensdienlich erfahren habe, deutlich werden zu lassen. Wir empfinden uns nicht als eine Gegenbewegung gegen irgendwelche Gruppen. Vielmehr stehen wir für eine aufklärende Theologie, die Menschen einlädt, wirklich auf Gott zu vertrauen. Aber ich weiß, wie schwer das für Leute ist, die unter dieser Angst leben, die Sie hier beschrieben haben.
    Manchmal brauchen Menschen Zeit, um da rauszuwachsen und Vertrauen in Gott zu lernen. Und manchmal braucht es dazu Impulse. Diese Impulse wollen wir gern geben – gern auch mit Ihnen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Frank Martin