Ein Wort hat unsere Welt verändert

Gedanken zu Micha 4, 1 - 4 von Christiane Dohrn (aus Anlass der Friedensdekade)

 

Ein Wort kann die Welt verändern – ein Wort hat unsere Welt verändert.

Ein Wort ist eben nicht nur eine Sammlung von Buchstaben oder eine Aneinanderreihung von Lauten. Ein Wort ist Kraft, Mut, Lebendigkeit, Hoffnung – oder auch Gefahr und Bedrohung,

 

Das Wort von den Schwertern, die zu Pflugscharen umgeschmiedet werden, ist ein solches Wort. Mitten im Kalten Krieg bekam eine Hoffnung Füße, wurde tausendfach umhergetragen und machte den Mächtigen Angst.

Das friedliche Hoffnungsbild, das der Prophet Micha in seiner Vision schildert, lässt tief aufatmen und denken: ach ja, das wäre schön, aber... Aber dann brechen die schönen Bilder weg. Die Realität schiebt sich davor.

War Micha ein Träumer und Geschichtenerzähler?

 

Für mich ist er ein realistischer Visionär.

Micha hat sehr klar die Schwachpunkte seiner Gesellschaft aufgezeigt. Scharfzüngig klagt er Unrecht und Ungerechtigkeit an. Überdeutlich droht er Unheil und Zerstörung für die, die sich nicht an Gottes Weisung halten.

 

Aber mit Drohungen wird nichts besser. Wohl aber mit Hoffnung und Sehnsucht.

 Micha pflanzt mit seinen Worten Hoffnungsblumen und Sehnsuchtsbäume, die nicht kleinzukriegen sind – bis heute.

 

Das Besondere: Er schwärmt nicht einfach nur von einer besseren schönen und friedlichen Welt in irgendeiner Zukunft. Seine Vision beschreibt nicht nur, wie es einmal sein wird. Er zeigt die Schritte auf, die nötig sind, um dahin zu gelangen.

 

Und so sieht dieser Weg aus:

Am Ende der Tage werden die Völker zusammenkommen. Sie werden sich in Gottes Gegenwart versammeln und Gottes Weisung empfangen. Gott wird richten und für einen gerechten Ausgleich unter den Völkern sorgen.

Daraufhin werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln umschmieden. Kriegführung wird verlernt.

 

Das Realistische an diesem Szenario ist:

Zum einen: Es gibt keinen Frieden ohne soziale Gerechtigkeit. Die Krisenherde unserer Zeit bestätigen das auf beschämende Weise.

Zum anderen: Hinter der Frage nach Krieg oder Frieden steht die Frage, wofür die Ressourcen unserer Erde genutzt werden.

Für Micha hieß das: Wird das mühsam gewonnene Eisen eingesetzt zum Töten und Erobern oder zum Ernähren und um die Feldarbeit etwas leichter zu machen.

Beachtenswert auch die Reihenfolge bei Micha:

Nicht: Friede entsteht durch Abrüstung – sondern Abrüstung kann geschehen, weil Friede herrscht und Friede herrscht weil Gerechtigkeit und ausgleichenden Schlichtung geschehen ist.

 

Seit fast 3000 Jahren ist diese Hoffnung von den umgeschmiedeten Schwertern unter den Menschen. Immer wieder mit Füßen getreten und niedergeschossen und trotzdem nicht aus der Welt zu kriegen. Gott sei Dank!

 

 

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