Die Besorgten und die Unruhestifter*innen

"Müßt Ihr diesen Streit denn so in die Öffentlichkeit tragen? Für die Medien ist das doch ein gefundenes Fressen. Das hättet Ihr doch hinter verschlossenen Türen machen können."

Diese Kommentare bekomme ich jetzt immer mal wieder zu lesen und zu hören. Dann male ich mir folgende Situation aus. Ein Schriftgelehrter sagt zu Jesus: "Deine Interpretation ist ja durchaus in Ordnung. Aber in der Öffentlichkeit kannst Du das doch nicht machen. Es gibt sowieso schon so viel Streit und Uneinigkeit. Und die Römer feiern doch, wenn wir miteinander streiten."

Und Jesus fragt dann zurück: "Während Ihr draußen schon mit Steinen auf Menschen schmeißt, soll ich im Haus mit Euch einen stillen theologischen Disput führen?"

Es ist heute eine kirchliche Wirklichkeit, daß Menschen diskriminiert werden. Es ist heute eine kirchliche Wirklichkeit, daß Leute in Verantwortung daran beteiligt sind. Es ist heute eine traurige Realität, daß Menschen aus unserer Landeskirche weggehen, weil sie hier keine Perspektive sehen.

Und wir sollen im stillen Kämmerlein theologische Scheingefechte führen? Nein, wir stellen uns zu unseren Geschwistern und ergreifen Partei für sie. Nicht aus Illoyalität, sondern aus Überzeugung.

 

Frank Martin

 

Zum Blogarchiv geht es hier


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Jennifer Scherf (Sonntag, 11 September 2016 17:59)

    „Ich habe geschworen, niemals zu schweigen, wann immer und wo immer Menschen leiden und gedemütigt werden. Wir müssen immer Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, nie dem Opfer. Schweigen ermutigt den Folterer, niemals die Gefolterten. Manchmal müssen wir eingreifen. Wenn Menschenleben gefährdet sind, wenn menschliche Würde in Gefahr ist, werden nationale Grenzen und Empfindlichkeiten irrelevant. Wo auch immer ein Mensch wegen seiner Rasse, Religion oder politischen Ansichten verfolgt wird, muss dieser Ort – in diesem Moment – zum Zentrums des Universums werden.“ Elie Wiesel