Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Eine ruhige Nacht liegt hinter mir als der Wecker klingelt. Ich öffne die Augen.
Der Himmel ist schon wieder hell.
Die Sonne scheint und nur ein paar weiße Wölkchen sind zu sehen.
Nichts hab ich dazu getan.
Lobe den Herrn meine Seele.
Im Badezimmer dreh ich den Wasserhahn auf. Frisches, klares, sauberes Wasser sprudelt heraus und rinnt erfrischend über Hände und Gesicht. Ich trinke einen großen Schluck.
…und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Ein Schrank voller sauberer Kleidung, Warmes und Dünnes, für kalte und für heiße Tage, gehört mir. Nicht zu vergessen das Schuhregal und die diversen Tücher und Ketten und Armreifen und …
Lobe den Herrn meine Seele.
Bald duftet es in der Küche nach frischen Kaffee, Kakao und Toast für die Kinder. Ich greif heute lieber zum Müsli – soll ja gesund sein. Noch ein Stück frisches Obst dazu. Fertig ist der Frühstückstisch.
… und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Dann die Kinder wecken. Sie reiben sich verschlafen die Augen und murren, weil sie schon aufstehen müssen. Ach ja, Schule, lernen, Mathe und Deutsch und Sport und Musik und natürlich Freunde treffen. Was für ein Glück.
Lobe den Herrn meine Seele.
Der Tag nimmt seinen Lauf. Telefonate, Emails beantworten, diverse Gespräche vorbereiten, Mitarbeiterbesprechung. Manches macht Spaß, anderes weniger, manches geht leicht von der Hand, anderes braucht viel Zeit. Was soll’s. Ich kann in Frieden meiner Arbeit nachgehen.
Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat
Mittags eine kurze Pause, etwas essen, etwas trinken. Mehr als genug ist von allem da. Und im Briefkasten ein Urlaubsgruß von Freunden.
Lobe den Herrn meine Seele.
Am Nachmittag klingelt es an der Tür. Ein kleiner Junge hat seinen Schlüssel verloren und fragt, ob vielleicht in der Kirche jemand seinen Schlüssel abgegeben hat. Er ist enttäuscht, dass wir ihn nicht haben. Eine Stunde später ruft seine Mutter an. Der Schlüssel war im Geheimfach vom Ranzen. Wie schön. Ich freu mich mit.
Lobe den Herrn meine Seele.
Am Abend sitzen wir alle um den Tisch. Die Kinder erzählen von der Schule. Ich erzähle von dem Jungen mit dem Schlüssel.
Langsam wird es draußen wieder still.
… und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Später, es ist schon längst dunkel, prangt hell der Mond am Himmel.
Ich bin müde und geh zu Bett. Nichts Besonderes ist heute passiert. Und doch: Was für ein Tag!
Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Christiane Dohrn
Kommentar schreiben