Neue Wege gehn

Jesus hat den Seinen einen klaren Auftrag hinterlassen. Einen zeitlosen. Denn der Auftrag, der seinen Jüngern damals galt, gilt den Christen und Christinnen noch heute. „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe“. Manche verstehen diese Äußerung als Ankündigung des Weltendes und die Phantasie malt sich aus, wie die Welt am schauerlichsten untergehen könnte. Doch das ist nicht der Sinn der Worte Jesu. „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe“ – das bedeutet nicht weniger, als in Jesu Fußstapfen zu treten.

Es Jesus nachzutun. Denn die Ansage des nahen Himmelreiches war zugleich Jesu erste Predigt (vgl. Mt 4,17). Sie war verbunden mit der Aufforderung zur Buße, zur Umkehr, d.h. mit einer Aufforderung dazu, andere Wege zu gehen. Gerade nicht dem bisherigen Weg zu folgen, weil es schon immer so war. Sondern im Angesicht des nahen Himmelreiches umzudenken, umzukehren zu Gott, der den Menschen in Jesus Christus nahe gekommen ist.

Jesus forderte die Menschen dazu auf, neue Wege zu gehen: Wege der Liebe, sogar der Liebe zu Feinden, Wege des Friedens und der Barmherzigkeit, Wege der Gerechtigkeit. Diese neuen Wege eröffnen sich, weil mit Jesus der Himmel auf die Erde gekommen ist, das Himmelreich nahe ist. In unzähligen Gleichnissen hat Jesus vom Himmelreich erzählt, wie klein und unscheinbar es zu wachsen beginnt. Wie ein Senfkorn, aus dem ein großer Baum wird. Wie kostbar und wertvoll es ist. Wie eine Perle, für die ein Kaufmann seinen ganzen Besitz aufgibt. Ja, das Himmelreich ist kostbar und beginnt im Kleinen. Unscheinbar und unspektakulär. Dort wo Menschen barmherzig miteinander umgehen, sich um Gerechtigkeit und Frieden bemühen. Aus Liebe zu Gott und aus Liebe zum Nächsten. Sogar aus Liebe zum Feind. Weil nur auf diesem Weg Hass überwunden wird. Weil nur auf diesem Weg die Erde himmlisch wird. Es ist ein neuer Weg. Ungewohnt. Doch Jesus hat diesen Weg gezeigt. Er ist diesen Weg gegangen. Und er rief die Seinen dazu auf, es ihm nachzutun. Den Weg des Himmelreichs zu gehen und andere zu ermutigen, diesen Weg ebenfalls zu wählen: „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe.“

Als Christinnen und Christen sollen wir Menschen auf das Himmelreich aufmerksam machen, so wie Jesus: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“ setzte Jesus seine Beauftragung fort. Welche Krankheiten können wir heilen, welche Toten lebendig machen, welchen Aussatz reinigen, welche Dämonen austreiben? Die Umgangssprache und ihre Bilder haben sich gewandelt, doch der Inhalt bleibt: Heilt die Brüche, die Menschen krank machen. Die Brüche zwischen Menschen, die Brüche in den verschiedensten Biographien. Tragt zur Versöhnung bei, zur Versöhnung von Menschen untereinander und zur Versöhnung mit sich selbst. Kümmert euch um die, denen es nicht gut geht. Gebt niemanden auf. Führt Menschen zu neuem Leben. Weist niemanden von euch, wie fremd er euch auch scheint. Lasst euch nichts vormachen und lauft den Verleumdern nicht nach. Treibt das Böse von euch, aus euren Gedanken, aus eurem Wortschatz („Das wird man doch noch sagen dürfen…“), aus euren Taten.

Jesus ermutigt dazu, neue Wege der Liebe zu suchen und zu gehen, denn auf solchen Wegen bezeugen wir das Himmelreich.

 

Mandy Rabe

 

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