Alle wollen die Ehe. Eine Replik von Christoph Maier

Jetzt wo „Alle“ die Ehe wollen, gibt es für die Kirche viel zu tun. Tatsächlich kann am christlichen Profil der Ehe vieles schärfer gestellt werden. Auch wenn die Ehe nach lutherischer Überzeugung ein weltlich Ding ist, so ist sie doch als eigene Berufung und geistliche Herausforderung vor Gott zu verstehen.

 

Welche Verantwortung sind Eheleute bereit zu übernehmen - nicht nur für ihre Partnerschaft und Kleinfamilie, sondern für die Gesellschaft? Wie viel Zeit bleibt Eheleuten für diese Aufgaben? Welchen Stellenwert hat die Ehe als „Stand“ und geistliche Berufung in der von der modernen Berufswelt dominierten Gesellschaft?

An dieser Stelle könnte eine fruchtbare Debatte zur Ehe ansetzen, wenn Sie nicht nur romantische Hülle oder umkämpfte Bastion der Gleichstellung sein will, sondern ein göttlicher Schutz- und Segensraum.

 

Die jüngsten Äußerungen von Landesbischof Rentzing zum Thema Ehe zielen in eine ganz andere Richtung und verwundern mich nicht. Zeigen diese doch nur, dass wir in den Fragen der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensweise in unserer Kirche immer noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.

 

Eine Reduzierung der Ehe auf moralische Voraussetzung wie Verantwortung, Beständigkeit und Treue wäre in der Tat eine Verkürzung. Wenn der Landesbischof auf die Verheißung und den Segen der Ehe anspielt, die – so seine Meinung – in der Debatte bisher keine Rolle spielten, offenbart er dabei doch nur, dass er sich nach wie vor nicht vorstellen kann, dass gleichgeschlechtlich Liebende mit ihrer Liebe genauso gleichnishaft etwas von dem Geheimnis der Liebe Gottes abbilden, wie heterosexuell orientierte Paare. Deshalb muss er Elternschaft und damit auch die Ehe für gleichgeschlechtlich Liebende ablehnen.

 

Für Luther wäre die sog. „Ehe für alle“ sicher undenkbar gewesen. Er hatte aber in seiner Zeit bewiesen, dass man mit bissiger Kritik und guten Gründen gesellschaftliche Konventionen umstoßen und neue ordnen kann. Das galt vor allem für das zölibatäre Leben der Mönche und Nonnen, aber auch überkommene Geschlechterrollen stellte er schon damals in Frage:

 

„Nun sage mir: Wenn ein Mann hinginge und wüsche die Windel oder täte sonst am Kinde ein verächtlich Werk, und jedermann spottete sein und hielt in für einen Maulaffen und Frauenmann, so er´s doch tät in solcher obgesagter Meinung und christlichem Glauben, Lieber, sage, wer spottet hier des andern am feinsten?

 

Jener Spötter aber, die nur das Werk sehen und den Glauben nicht sehen, spottet Gott mit aller Kreatur als der größten Narren auf Erden, ja, sie spotten sich nur selbst und sind des Teufels Maulaffen mit ihrer Klugheit.“

(Martin Luther, vom ehelichen Leben)

 


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